Und Bin Ich Nicht Der Schwache: Difference between revisions
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<br> | <br> Seltene italienische weisse Trüffel kosten im Winter fast 4000 Franken pro Kilo. Der sogenannte „Tuber Melanosporum" genießt, neben dem Weißen Trüffel, einen besonders guten Ruf - sowohl im Bezug auf die Kosten pro Kilogramm, als auch auf die Schwierigkeit der Ernte. Auch die Schülerlisten der Kreuzschule, die er nun bald bezog, kennen ihn nur als solchen. Das empfanden auch Richard’s Verwandte wohl - es war ein Ausdruck solchen Gefühls, wenn sie den Knaben bis zu seiner Confirmation nur „Richard Geyer" nannten. Reifezeit: Dezember bis Februar, die besten Saison ist im Januar, je nach Saison bis Anfangs März. Der kleine, dürre Mann mit dem langen, grauen Ueberrocke, mit der riesigen Brille auf der riesigen Nase - er wollte dem Mädchen anfangs gar nicht groß vorkommen, bald aber betrachtete auch sie ihn, wie ihr Bruder, nur mit „heiliger Scheu". Da ruft ihm die dumpfe Grabesstimme ein Zurück: „Rühre mich nicht an; denn meine Nase zerfällt in Staub, sowie man sie anfaßt." Meine Mutter behauptet, daß ihr das schon damals ein wenig sonderbar vorkam. Ihm scheint’s am geratensten, den Eindringling stolz zu ignoriren. Es wurde lange, lange beweint - soll doch Wagner später die Trauer um seinen Tod als den tiefsten Schmerz jener Jahre bezeichnet haben.<br><br><br> Ein wenig dazu soll auch das Folgende beitragen. Durch sein Wort, so lange er lebte, durch seine Denkart, seine Anschauungen, kurz, durch seinen in der Familie fortwirkenden Geist, nachdem er gestorben. Da erscheint auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, kein Geringerer, als Rüpel, der seinen Herrn sucht. Hier können kleine Gruppen - oft sind es interessierte Pilz- und Naturfreunde, Waldliebhaber und Hundebesitzer - für einige Stunden in die Welt der Trüffel eintauchen. Seine Mutter hat es dem heranwachsenden Jungen oft erzählt, wie Napoleon, ohne Hut auf dem Kopfe, auf seinem Pferde den Brühl hinunter und am „weißen und rothen Löwen" vorbeisprengte, in welchem der kleine Richard lag. Die bösen Geister, welche sich aus dem Zusammenstoß seines hochstrebenden Künstleridealismus mit den Sorgen um Fleisch und Brod und mit deren Verkörperung in der Hausfrau entwickeln mochten, bannt er in seinem Lustspiel vom „Bethlehemitischen Kindermord" auf’s Papier. Er kannte alle Hunde weit und breit, hatte es mit seinem Schwesterchen ganz sicher ausspionirt, wenn es irgendwo einen überflüssigen Hundesäugling vom schnöden Ertränkungstode zu retten galt, und suchte einmal eine verkommende Kaninchenfamilie dadurch dem süßen Dasein zu bewahren, daß er sie vor ihren Verfolgern in seinem - Arbeitssecretär versteckte. Und wie wir einem treuen Freund, der auf immer von uns geht, noch einmal recht tief und innig in’s Antlitz schauen, uns seine Züge treuer zu bewahren, so suchen wir uns heut die Züge tiefer einzuprägen, die das Bild des Menschen im Geschiedenen formten.<br><br><br> Durch Gebrauch dieser Seite stimmen Sie der ausschliesslichen Anwendung von schweizerischem Recht. Wenn er schon am hellen lichten Tage Geister sah und Stimmen hörte, so läßt sich’s begreifen, daß er vor der Dunkelheit einen mächtigen Respect hatte und absonderlich an der schmalen, düstern Treppe, die zur Wittwe Geyer hinaufführte, gar kein Gefallen fand. Es ist wahrhaftig kein Wunder, wenn er mit der Zeit lernte, „hart zu werden". Ja, das ist eben die Sache, daß der kleine Richard Wagner schon so viel vom großen an sich hat, daß wir, wenn wir den ersten sehen, immer unwillkürlich an den zweiten denken. Der Mensch Richard Wagner, der kleine große Mann mit dem entschlossenen Mund, den durchdringenden Augen, der gewaltigen Stirn - seiner freilich werden wir uns nie mehr erfreuen. Am meisten aber trug dazu die folgende kleine Geschichte bei, die Geschichte von Wagner’s - erstem Patronatverein. Aber Geyer starb jung. Wohl aber daran, daß Richard’s und der Mama Geyer Ansichten darüber, ob dies oder die Schularbeiten wichtiger seien, zuweilen aus einander gingen. Denn auch als Lustspieldichter bethätigte sich Geyer und auch hier erfreute er sich der Anerkennung. Wie oft ist es Wagner mit großen weisen Männern so ergangen, wie hier mit diesen Schulcameraden, den „Freunden" seiner Jugend!<br><br><br> Hier die wichtigsten Beiträge und Podcasts zum Thema. Tabellen zeigen Ihnen eine schnelle und einfache Übersicht über die Vor- und Nachteile und die wichtigsten Punkte der unterschiedlichen Produkte. Längere Zeit ging es so schlecht, daß sogar keine Gagen bezahlt wurden, bis im Jahre 1823 Stöger mit Frau Liebich die Regie übernahm, worauf Ordnung in die Verhältnisse kam; aber im November 1823 brannte das Schauspielhaus ab, und in die neuen, öfter wechselnden Interimsräume kam wenig Publicum, und die Schauspieler, unter ihnen auch Scholz, brachten sich kümmerlich fort. Und doch ist’s wahr, Richard Wagner weilt nicht mehr unter uns! Auf das bestellte Land wird auch kein Fuß mehr gesetzt. Wenn du dagegen grobe Stücke verwendet hast, solltest du mehr nehmen. An keinem Abende aber, wenn der „Freischütz" gegeben ward, war Richard im Hause zu halten. Richard gab den Caspar, aber der Max hatte nichts gelernt. Einmal aber doch. Wagner, der die Zwischenactsmusik dirigirt hat, sitzt, während er im Orchester nicht nöthig ist, in der Theaterkneipe bei einem Glase Bier. Sein Vater, der Polizei-Actuar Friedrich Wagner, fiel noch dem großen October zum Opfer - er starb am Lazarethtyphus, der ihn bei der Pflege der Kranken und Verwundeten ergriff. Der Heinebiograph Strodtmann erzählt, daß Heine „andächtig die Hände faltete" ob der Zuversicht unseres „unbekannten deutschen Musikus", der „mit einer Frau, mit anderthalb Opern, mit einer kleinen Börse und einem furchtbar großen, furchtbar viel fressenden neufundländischen Hunde" nach Paris kam, um sein Glück zu machen.<br> |
Revision as of 02:48, 8 October 2024
Seltene italienische weisse Trüffel kosten im Winter fast 4000 Franken pro Kilo. Der sogenannte „Tuber Melanosporum" genießt, neben dem Weißen Trüffel, einen besonders guten Ruf - sowohl im Bezug auf die Kosten pro Kilogramm, als auch auf die Schwierigkeit der Ernte. Auch die Schülerlisten der Kreuzschule, die er nun bald bezog, kennen ihn nur als solchen. Das empfanden auch Richard’s Verwandte wohl - es war ein Ausdruck solchen Gefühls, wenn sie den Knaben bis zu seiner Confirmation nur „Richard Geyer" nannten. Reifezeit: Dezember bis Februar, die besten Saison ist im Januar, je nach Saison bis Anfangs März. Der kleine, dürre Mann mit dem langen, grauen Ueberrocke, mit der riesigen Brille auf der riesigen Nase - er wollte dem Mädchen anfangs gar nicht groß vorkommen, bald aber betrachtete auch sie ihn, wie ihr Bruder, nur mit „heiliger Scheu". Da ruft ihm die dumpfe Grabesstimme ein Zurück: „Rühre mich nicht an; denn meine Nase zerfällt in Staub, sowie man sie anfaßt." Meine Mutter behauptet, daß ihr das schon damals ein wenig sonderbar vorkam. Ihm scheint’s am geratensten, den Eindringling stolz zu ignoriren. Es wurde lange, lange beweint - soll doch Wagner später die Trauer um seinen Tod als den tiefsten Schmerz jener Jahre bezeichnet haben.
Ein wenig dazu soll auch das Folgende beitragen. Durch sein Wort, so lange er lebte, durch seine Denkart, seine Anschauungen, kurz, durch seinen in der Familie fortwirkenden Geist, nachdem er gestorben. Da erscheint auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, kein Geringerer, als Rüpel, der seinen Herrn sucht. Hier können kleine Gruppen - oft sind es interessierte Pilz- und Naturfreunde, Waldliebhaber und Hundebesitzer - für einige Stunden in die Welt der Trüffel eintauchen. Seine Mutter hat es dem heranwachsenden Jungen oft erzählt, wie Napoleon, ohne Hut auf dem Kopfe, auf seinem Pferde den Brühl hinunter und am „weißen und rothen Löwen" vorbeisprengte, in welchem der kleine Richard lag. Die bösen Geister, welche sich aus dem Zusammenstoß seines hochstrebenden Künstleridealismus mit den Sorgen um Fleisch und Brod und mit deren Verkörperung in der Hausfrau entwickeln mochten, bannt er in seinem Lustspiel vom „Bethlehemitischen Kindermord" auf’s Papier. Er kannte alle Hunde weit und breit, hatte es mit seinem Schwesterchen ganz sicher ausspionirt, wenn es irgendwo einen überflüssigen Hundesäugling vom schnöden Ertränkungstode zu retten galt, und suchte einmal eine verkommende Kaninchenfamilie dadurch dem süßen Dasein zu bewahren, daß er sie vor ihren Verfolgern in seinem - Arbeitssecretär versteckte. Und wie wir einem treuen Freund, der auf immer von uns geht, noch einmal recht tief und innig in’s Antlitz schauen, uns seine Züge treuer zu bewahren, so suchen wir uns heut die Züge tiefer einzuprägen, die das Bild des Menschen im Geschiedenen formten.
Durch Gebrauch dieser Seite stimmen Sie der ausschliesslichen Anwendung von schweizerischem Recht. Wenn er schon am hellen lichten Tage Geister sah und Stimmen hörte, so läßt sich’s begreifen, daß er vor der Dunkelheit einen mächtigen Respect hatte und absonderlich an der schmalen, düstern Treppe, die zur Wittwe Geyer hinaufführte, gar kein Gefallen fand. Es ist wahrhaftig kein Wunder, wenn er mit der Zeit lernte, „hart zu werden". Ja, das ist eben die Sache, daß der kleine Richard Wagner schon so viel vom großen an sich hat, daß wir, wenn wir den ersten sehen, immer unwillkürlich an den zweiten denken. Der Mensch Richard Wagner, der kleine große Mann mit dem entschlossenen Mund, den durchdringenden Augen, der gewaltigen Stirn - seiner freilich werden wir uns nie mehr erfreuen. Am meisten aber trug dazu die folgende kleine Geschichte bei, die Geschichte von Wagner’s - erstem Patronatverein. Aber Geyer starb jung. Wohl aber daran, daß Richard’s und der Mama Geyer Ansichten darüber, ob dies oder die Schularbeiten wichtiger seien, zuweilen aus einander gingen. Denn auch als Lustspieldichter bethätigte sich Geyer und auch hier erfreute er sich der Anerkennung. Wie oft ist es Wagner mit großen weisen Männern so ergangen, wie hier mit diesen Schulcameraden, den „Freunden" seiner Jugend!
Hier die wichtigsten Beiträge und Podcasts zum Thema. Tabellen zeigen Ihnen eine schnelle und einfache Übersicht über die Vor- und Nachteile und die wichtigsten Punkte der unterschiedlichen Produkte. Längere Zeit ging es so schlecht, daß sogar keine Gagen bezahlt wurden, bis im Jahre 1823 Stöger mit Frau Liebich die Regie übernahm, worauf Ordnung in die Verhältnisse kam; aber im November 1823 brannte das Schauspielhaus ab, und in die neuen, öfter wechselnden Interimsräume kam wenig Publicum, und die Schauspieler, unter ihnen auch Scholz, brachten sich kümmerlich fort. Und doch ist’s wahr, Richard Wagner weilt nicht mehr unter uns! Auf das bestellte Land wird auch kein Fuß mehr gesetzt. Wenn du dagegen grobe Stücke verwendet hast, solltest du mehr nehmen. An keinem Abende aber, wenn der „Freischütz" gegeben ward, war Richard im Hause zu halten. Richard gab den Caspar, aber der Max hatte nichts gelernt. Einmal aber doch. Wagner, der die Zwischenactsmusik dirigirt hat, sitzt, während er im Orchester nicht nöthig ist, in der Theaterkneipe bei einem Glase Bier. Sein Vater, der Polizei-Actuar Friedrich Wagner, fiel noch dem großen October zum Opfer - er starb am Lazarethtyphus, der ihn bei der Pflege der Kranken und Verwundeten ergriff. Der Heinebiograph Strodtmann erzählt, daß Heine „andächtig die Hände faltete" ob der Zuversicht unseres „unbekannten deutschen Musikus", der „mit einer Frau, mit anderthalb Opern, mit einer kleinen Börse und einem furchtbar großen, furchtbar viel fressenden neufundländischen Hunde" nach Paris kam, um sein Glück zu machen.